Alles Begann am 29.9.2018 auf der Abschlussfeier der ADL.

Nun, ich muss fairerweise sagen, dass es eigentlich ein paar Tage vorher begann. Auf youtube stolperte ich nicht ganz zufällig über den Livestream der BDO British Open und der Winmau British Classic, die am Wochenende vor der Abschlussfeier, 21-23.9.18, stattfanden.
Als ich einloggte, spielten dort gerade die “Paradarter” im “World Disability Darts Association (WDDA)” Event. Beides Sachen, die mir zu dem Zeitpunkt einfach garnichts sagten, obwohl ich durch ein paar “Kunstfehler” seitens des Arztes, seit meiner Geburt selber schwerbehindert bin.
Ich hatte allerdings Glück und habe nur eine Lähmung am linken Arm und am linken Bein. Lediglich die Lähmungserscheinungen im rechten Oberarm machen mir manchmal zu schaffen, aber genau die waren der Grund, dass ich angefangen habe, zu darten. Ich wollte etwas dagegen machen, mochte Darts eh schon und es kam daher wie gerufen. Bin noch dazu Rechtshänder, also was Darts angeht gut in der Lage im “normalen” Betrieb mit zu machen.
Trotzdem fand ich es interessant, körperbehinderte Dartspieler auf der großen Bühne zu sehen. Ich mein, die spielten echt um fette Titel!
“Das ist doch geil, warum gibt es das bei uns nicht?” Dachte ich mir so.
Und da fing mein Interesse an.
Ich fragte im Chat, was es mit Paradarts auf sich hat und schnell wurde mir klar, dass so 5-6 Paradarter selber im Chat waren. Die waren in der Mehrheit! Und streng genommen war ich auch einer von ihnen, oder nicht?
Wie arg bzw. auf welche Weise musste man denn Behindert sein, um als Paradarter bestempelt werden zu können?
Immerhin spiele ich ganz normal im Ligabetrieb mit. Als stehender (Para)Darter geht das auch ganz normal, ohne Anpassungen.
Also habe ich mal gefragt und direkt aus dem Chat ganz coole Antworten bekommen.
Thierry aus Belgien emailte mir sofort das Formular der WDDA, mit dem man zum Arzt gehen und klassifiziert werden müsste.
Neugierig öffnete ich es und stellte überraschend fest, dass die ganze Sache hochoffiziell war: Das Formular basierte auf den Regelungen der Paralympics. Ja genau, DER paralympischen Spiele.
Die WDDA war auch schnell gefunden und es stellte sich heraus, dass die Word Darts Federation (WDF) den Antrag der WDDA, 1.37m Boards offiziell für Rollstuhldarter an zu erkennen, bewilligt hatte.
Krass. Alles richtig offiziell. Und Weltweit gibt es Paradarts Verbände.
Dann meldet sich auch noch Cliff, der ein youtube video zeigt in dem Michael van Gerwen, Rob Cross und Raymond van Barneveld zu Besuch bei den holländischen Paradartern sind.
Natürlich sind die Holländer mal wieder viel weiter was Inklusion angeht, als wir. War ja klar. Die Belgier eh. Aber auch Nepal und Südafrika waren aktiv an dem Thema dran.
Jedenfalls hat das RTL7 TV-Team leider wenig Plan von Darts, denn die Filmaufnahmen zeigen die besten Szenen nicht!
Aber halt, da kann man doch einen Blick aufs scoreboard erhaschen, nach dem Spiel von Cliff gegen MvG.
“War das ein 15. Darter?” frage ich Cliff.
Grinsend (also so, wie man halt im Chat grinst, mit Smiley) erklärt Cliff:
“Nein, das war ein 18 Darter.”
MvG war trotzdem geflasht.
Und ja, das sieht man auch. Schaut euch das Video ruhig an.
Was ihr vorher noch wissen solltet, denn Cliff teilte weiterhin mit: “Aber Barney hab ich nen 13 Darter verpasst”
So, da war ich erstmal platt. Cliff ist ein stehender Dartspieler mit Behinderung.
“Warum spielt er auf dem Niveau nicht bei den “Normalen” mit?” fragte ich mich so.
“Bei den Paradartern gewinnst du doch alles!” sagte ich zu Ihm. Aber er meinte:
“Oh nein, beim letzten Turnier war einer, der hat mich weggeputzt”
“Ein Paradarter?” frag ich, mehr als erstaunt und fast schon begeistert.
“Ja sicher”.
Und da dachte ich mir: “ok ich habe genug gehört, ich will auch gegen Paradarter spielen”
Die Spielen n geilen Dart und ich könnte da zusätzlich zu meinem “normalen” Dart auch mitmachen.
Viele spielen in mehreren Ligen gleichzeitig und machen noch Turniere nebenher. Warum sollt ich nicht Paradarts in mein Portfolio aufnehmen?
Nun, es gab ein Problem. Ich googelte und fragte rum, aber Paradarts schien in Deutschland praktisch noch unbekannt.
Es gab 2016 einen event in Flensburg, ansonsten: Ebbe.
Wie soll bei Ebbe eine große Welle entstehen. Ok das ist vielleicht etwas zu parabolisch formuliert, aber die Kernaussage steht:
“Warum hinkt Deutschland so krass hinterher?”
Die Antwort war recht einfach: Weil es offensichtlich keiner macht. Inklusion ist schön und gut, steht in Vereinsstatuten und im Grundrecht, ist absolut in Mode und geradezu ein Hype und wer kann, brüstet sich damit.
Aber man vermeidet auch gerne, es an zu gehen, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Nun jedenfalls wollte ich eigentlich gerne mal gegen diese geilen Paradarter antreten, schauen, ob ich da was reißen kann. Aber wenn es halt keinerlei Möglichkeiten gibt, was machste dann?
Einmal im Jahr zu den Antwerpen Open fahren kann’s ja nicht sein. In Deutschland gibt es doch sicher n Haufen körperbehinderte Darter.
Wenn man sich allein schon vorstellt, du hast Darter, die hatten einen Unfall oder eine Krankheit und jetzt – ja, was ist jetzt? Die müssen doch darten können! Und ich meine nicht alleine daheim, sondern in Wettkämpfen gegen andere. Das ist doch das, wofür man daheim übt. Der soziale Aspekt beim darts ist der Hammer, die community ist einfach super. Jeder ist ein Rockstar.
Naja, nicht ganz. Aber wenn ich mir überlege, dass du nur eine Scheibe auf 1.37m statt 1.73m hängen musst, und schon können Rollstuhlfahrer und sehr klein gewachsene ganz normal mitdarten, dann ist das doch n Witz. So einfach ging Inklusion wohl noch nie!
Also da hast du die Vorgeschichte.
Jetzt sind wir auf der ADL Abschlussfeier und ich habe diese ganzen Gedanken im Kopf. Eigentlich ist der offizielle Teil schon vorbei, da nimmt ein Mann das Mikrofon und sagt, er sei der Vizepräsident des Bayerischen eDart Verbandes – für Fragen etc. sei er jederzeit offen und er wäre noch eine Zeit lang hier.
Also habe ich ihn bei einem günstigen Moment angesprochen.
Das Gespräch lief super, war einzig etwas eingeschränkt durch mein Unwissen über sämtliche Verbände. Aber wenn halt der Steeldartverband Deutscher Dart-Verband e.V. und der E-Dart-Verband Deutscher Dart Sport Verband e.V. heißt, dann muss ich auch ehrlich sagen, ist es nicht alleine meine Schuld, dass ich da nicht sofort durchblicke.
Der Bayerischen Dart Sport Verband e.V. (E-Dart) ist wiederum nicht zu verwechseln mit dem Bayerischen Dart Verband e.V. (Steeldart) – alles nicht so einfach.
Ich habe jedenfalls erstmal nicht den Durchblick gehabt. Dafür aber Martina, die die DM-Gesamtleitung und Gesamtorganisation übernimmt, was ich aber zum damaligen Zeitpunkt gar nicht wusste. Sie war auch am Tisch und wir kamen ins Gespräch.
Mit DM ist in dem Fall die 11. Deutsche E-Dart Meisterschaft 2018 gemeint.
WWWAAAASSS? Das ist ja das fetteste E-Dart Event des Jahres in Deutschland. Oh ja, das ist es!
Unglaublich, oder?
Jedenfalls war der Konsens, dass wir was machen wollen, dass es zur 2018er wahrscheinlich zu Kurzfristig ist aber erstmal ein kleines Turnier wäre doch schon was.
Der Konsens mit BayDSV, also dem bayerischen E-Dart-Verband war übrigens: Sie organisieren ALLES rund um Inklusion, wenn ich es nur schaffe mindestens 8 Spieler mit Körperbehinderung zu finden, die mitmachen. Denn so viele braucht man minimal für ein Turnier.
Challenge accepted.
In den Tagen danach habe ich sofort losgelegt. Unter dem Motto “Go big oder mach einfach erstmal was, Hauptsache du versuchst es” habe ich Kontakt zu Russ Strobel, dem Gründer und Präsident der WDDA, der world disability darts organization, aufgenommen. Der hockt zwar in Australien, aber wozu gibt es Internet? 🙂
So und da sind wir auch schon an dem Punkt, an dem die Chronologie dieser ganzen Sache/Bewegung beginnt. Ich werde einen neuen Blogpost machen, um über die Entwicklungen hiernach zu berichten und dann immer weitere Posts, wenn sich etwas tut.
Also lest gerne mit und hinterlasst Kommentare hier drunter. Good darts!
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.